Mai – dies ist die Zeit, zu der die Natur ihre Wesen schneller bildet als
das menschliche Auge beobachten kann. Jeden Tag können wir Neues erkennen. Es
ist der Strom des Werdens den man nun in den Wäldern verfolgen kann. Überall
breitet sich ein strotzendes, geheimes Grün aus. Überall ist Bewegung und der
jubilierende Gesang der Waldvögel erreicht im Wonnemonat seinen Höhepunkt.
Der Wanderer spürt jetzt ganz intensiv die unsterbliche Kraft der Natur
und entdeckt mit Freuden die ewig wiederkehrenden Wesen aus dem Pflanzenreich.
Der frühe Morgen ist die Zeit, da uns dieser Monat seine grünen
Geheimnisse offenbart.
Wer sich jetzt zu einer Wanderung durch das wildromantische Karlstal
aufmacht, wird von Mutter Natur nicht enttäuscht werden!
In der Karlstalschlucht scheinen die wilden Wasser nun besonders laut zu
rauschen. Die riesigen Felsmassen des mittleren Buntsandsteins, die sich hier
links und rechts des Ufers auftürmen, liegen seit 200 Millionen Jahren hier und
erzählen Erdgeschichte. Wild klettert das Moos an diesen Felsen empor, von
denen auch viele auf dem Grund des Bachbettes liegen, um von den Wellen der
Moosalb übersprungen und umspült zu werden. Das Flüsschen entspringt unterhalb
von Johanniskreuz und nimmt seinen Lauf in westlicher Richtung, vorbei am
Lauber- und Gutenbrunnerhof bis zum Oberhammer und fließt von hier nordwestlich
weiter bis zum alten Bahnhof Karlstal. Ab hier strömt die Moosalb Richtung
Schopp und mündet zwischen Waldfischbach und Burgalben in den Schwarzbach.
Der Schwarzbach führt die Wasser der Moosalb über Blies, Saar und Mosel
dem Altvater der Flüsse, dem Rhein zu.
Verlässt der Wanderer die wilde, dunkle Schlucht, breitet sich vor ihm
das grüne Tal der Moosalb aus. Früh am Morgen ertönt hier oft der Ruf des
Grünspechtes und von den beidseitig bewaldeten Berghängen klingt das monotone Tock, Tock, Tock, seines Vetters, des
Buntspechtes.
Das feuchte Tal ist nicht nur ein Rückzugsgebiet für Vögel, sondern auch
für seltene Amphibien und Insekten.Auch der Feuersalamander ist hier zuhause.
Mit seiner gelb-schwarzen Warntracht ist er den meisten Menschen bekannt.
Obwohl er eine sehr verborgene Lebensweise führt, kann man ihn hier manchmal
erblicken. Tagsüber und in der trockeneren Jahreszeit, verbirgt er sich unter
Steinen, Gehölzen und im Altlaub. Doch sobald es regnet und vor allem in der
Nacht verlässt er sein Versteck. Seine Jungen setzt das lebendgebärende Weibchen
als Larven in den Stillwasserbuchten der Moosalb ab. Er ist die einzige
heimische Lurchart, die saubere und sauerstoffreiche Fließgewässer für die
Fortpflanzung braucht.Das Vorhandensein des Feuersalamanders zeigt uns, dass
hier im Tal die Landschaft noch ökologisch intakt ist.
Die Wasseramsel hat hier einen festen Standort und der seltene Eisvogel
weilt oft auf seinem Durchzug hier. Im Bereich des ehemaligen Fischzuchtweihers
(heute Umweltbildungszentrum Libellula) steht der Baldrian bereits in stattlicher
Höhe, hier können wir in der Frühe des Morgens regelmäßig den Fischreiher
beobachten.
An diesem wunderschönen Platz sollte der Wanderer eine Rast einlegen um
Zwiesprache mit der Stille zu halten. Stille – ein Wort für das man in unserer
heutigen, so hektischen Konsumzeit, eine Verlustanzeige aufgeben muss! Werden
die Orte der Stille doch immer weniger. Ruhig wie die Moosalb an diesem Ort,
scheint hier auch der Fluss der Zeit zu fließen und lädt uns dazu ein,
wenigstens für eine Weile aus der Nervosität unserer modernen Zeit
auszusteigen!